Abschwächung des Golfstroms womöglich bald unumkehrbar

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Eine Studie aus den Niederlanden zeigt: Schon bis 2100 könnte durch den Klimawandel im Atlantik ein Kipppunkt erreicht werden, nach dem die Abschwächung des Nordatlantikstroms nicht mehr aufgehalten werden kann. Es ist das erste Mal, dass ein Kollaps mit solch komplexen Modellen nachgewiesen werden konnte. Auf der ganzen Nordhalbkugel könnte es als Folge im Durchschnitt deutlich kälter werden.

Das weltweite System der Meeresströmungen

Maßgebend für das europäische Klima ist der Nordatlantikstrom, eine nördliche Verlängerung des Golfstroms und Teil des weltweiten Systems der Meeresströmungen, der sowohl den Pazifischen, Indischen und Atlantischen Ozean umfasst und 71 Prozent der Erdoberfläche ausmacht.

Verursacht werden die Meeresströme durch enge Wechselwirkungen verschiedener Strömungen an der Meeresoberfläche und in der Tiefe. Wasser wird dabei von den Tropen in den Nordatlantik transportiert und breitet sich von dort wieder Richtung Süden aus. Während die Oberflächenströmungen von Winden angetrieben werden, sind für die Strömungen in der Tiefe Unterschiede in der Temperatur und im Salzgehalt des Wassers ursächlich.

Im Golf von Mexiko und der Karibik erwärmt sich der Nordatlantikstrom und bringt warmes Wasser über den Atlantik bis an die Nordwestküste Europas. Winde tragen die Luft ins Landesinnere, die in Europa bei Westwinden für ein mildes Klima sorgt. Im nördlichen subpolaren Atlantik zwischen Grönland, Island und Norwegen wird der Nordatlantikstrom dann vom Polarmeer abgekühlt. Es bildet sich Meereis, was den Salzgehalt des Wassers im Nordatlantikstroms erhöht. Das Wasser hat hier durch seinen hohen Salzgehalt und seine niedrigere Temperatur eine höhere Dichte, ist damit schwerer und sinkt ab. Die Wassermassen im nördlichen, subpolaren Atlantik sinken daher von der Oberfläche zum Grund. Es entsteht ein Sog, der erneut warmes Oberflächenwasser aus den Tropen anzieht, während zeitgleich Tiefenströme das Kaltwasser wieder zurück in Richtung Süden zum Äquator transportieren.

Forschung simuliert Zusammenbruch der Meeresströmungen

Laut einer aktuellen niederländischen Studie könnte die sogenannte Atlantische Meridionale Umwälzströmung (AMOC), also das Strömungssystem im Nordatlantik, bis 2100 zusammenbrechen. Mit Hilfe eines Supercomputers simulierten die Forscher einen erhöhten Süßwasserzufluss in die AMOC, wie er durch Eisschmelze, Regenfälle und Flussabflüsse wahrscheinlich ist. Dadurch sank der Salzgehalt des Ozeans und die Strömung wurde schwächer, bis schließlich der Nordatlantikstrom zusammenbrach.

Käme die Meeresströmung zum Stillstand, hätte das entscheidende klimatische Veränderungen für Europa zur Folge, denn die warmen Meeresströmungen aus den Tropen erwärmen das Klima in West- und Nordeuropa um bis zu zehn Grad. Laut der Studie könnten die Temperaturen in Europa innerhalb eines Jahrhunderts um bis zu 30 Grad sinken. Auf der Südhalbkugel hingegen würden die Temperaturen zeitgleich ansteigen.

Stefan Rahmstorf, Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam, bezeichnet die Forschungsergebnisse als „großen Fortschritt in der AMOC-Stabilitätswissenschaft". Die Studie bestätige, "dass die AMOC einen Kipppunkt hat, ab dem sie versiegt, wenn der Nordatlantik mit Süßwasser verdünnt wird“.

Extremereignisse 2023 bereits durch globale Erwärmung verstärkt

Eine aktuelle führender europäischer Forschungsinstitute, die sich im Verbund XAIDA mit Extremwetter befassen, zeigt: Bereits 2023 wurden viele Extremereignisse durch die globale Erwärmung verstärkt. Neben intensiveren Niederschlägen, stärkeren Stürmen und ansteigenden Hitzewellen zählen auch Dürren, Ernteeinbußen und Waldbrände zu den in 2023 mit dem Klimawandel einhergehenden Folgen. Ein Kollaps der Atlantik-Strömung könnte solche Extremereignisse weiter befeuern.

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Quellen:

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