Einfluss der Klimawende auf den Finanzmarkt
Verlieren im Rahmen der Umstrukturierungen aufgrund des Klimawandels auf fossilen Energieträgern basierende Vermögenswerte plötzlich an Wert, kann das bei unkontrolliertem Verlauf Banken in Schieflage bringen und zu wirtschaftlichen Krisen führen. Welche Schlüsselrolle vor diesem Hintergrund den Zentralbanken zukommt, wird jetzt umfassend in der Studie unter der Federführung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) erörtert. Mit Blick auf den jetzt anstehenden Übergang von einem fossilen in ein fossilfreies Zeitalter liefern die Studie die ersten umfassendende, theoretisch und methodisch fundierte Analyse der Handlungsoptionen von Zentralbanken.
Drei Szenarien
Ein in der Studie konstruiertes Modell bildet Energiesektoren und Klimapolitik besonders akkurat ab und berechnet drei Szenarien für die Euro-Zone 2020 bis 2030:
- ein stetig steigender CO2-Preis, der die kumulierten Emissionen in diesem Zeitraum wie im EU Green Deal vorgesehen um 24 Prozent senkt („geordneter Übergang“)
- nach drei Jahre Nichtstun eine plötzliche, nicht angekündigte Aufholjagd mit ebenfalls 24 Prozent weniger Ausstoß („ungeordneter Übergang“)
- ein Stimmungsumschwung an den Finanzmärkten mit abruptem Wertverlust fossiler Vermögenswerte um 6,5 Prozent („finanzieller Schock“).
Im Ergebnis wird deutlich, dass sich ein geordneter Übergang gut mit konventioneller Geldpolitik bewältigen lässt: Trotz des Preisanstiegs bei Energie schmälern die Kosten der Transformation die Wirtschaftsleistung im Jahr 2030 nur um 0,8 Prozent, wobei die Vorteile einer abgemilderten Erderwärmung noch nicht gegengerechnet sind. Ein ungeordneter Übergang führt zwar nur geringfügig höheren Kosten, aber zu beträchtlichen Ausschlägen bei der Inflation.
Wandel in Richtung Klimaneutralität
Die Modellanalyse zeigt ferner: Die Zentralbanken können auch einen eventuellen durch Klimapolitik ausgelösten finanziellen Schock, also eine Verkaufswelle von fossilen Vermögenswerten mit entsprechendem Wertverlust, auffangen helfen.Dabei helfen zwei Notfall-Instrumente, die erst neuerdings als Antwort auf die Weltfinanzkrise eingeführt wurden: großangelegte Wertpapierkäufe durch die Zentralbank und strengere Bilanzregeln zum Beeinflussen von Wertpapierkäufen der Banken. Das Autorenteam macht deutlich, dass man diese Instrumente im Prinzip noch stärker auf Klimaschutz ausrichten und CO2-arme Vermögenswerte begünstigen könnte.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die Zentralbanken wesentlich zu einem reibungsärmeren Übergang in Richtung Klimaneutralität beitragen können. Dies setzt jedoch eine wirksame und glaubwürdige Klimapolitik voraus, etwa durch stetig steigende CO2-Preise. So könnten die Zentralbanken nicht für fehlende oder unzureichende klimapolitische Instrumente der Regierungen einspringen.
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