Sechs von neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten

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Erstmals hat ein internationales Forschungsteam alle neun planetaren Belastungsgrenzen quantifiziert und gibt damit einen detaillierten Überblick über die Widerstandsfähigkeit unseres Planeten. Das Ergebnis: Sechs der neun planetaren Grenzen sind bereits heute überschritten.

Was sind planetare Belastungsgrenzen?

Das Konzept der planetaren Grenzen beschreibt ökologische Grenzen der Erde, deren Überschreiten die Stabilität der Erde gefährdet. Bestimmte Schwellwerte dürfen dabei nicht über- oder unterschritten werden, um die Widerstandsfähigkeit des Planeten zu erhalten. Entwickelt und veröffentlicht wurden die planetaren Grenzen erstmals 2009 von einer Gruppe von Erdsystem- und Umweltwissenschaftlern rund um Johan Rockström. Aufgeteilt sind die planetaren Grenzen in drei Zonen: Den „sicheren Handlungsspielraum“, die „Zone der Unsicherheit“ und die „gefährliche Zone“, in der eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Beeinträchtigung des Erdsystems besteht. Die Überschreitung einer planetaren Grenze bedeutet zwar nicht zwangsläufig, dass das Erdsystem irreversibel geschädigt wird, sie markiert jedoch eine kritische Schwelle für erheblich steigende Risiken.

Die planetaren Grenzen gliedern sich derzeit in neun Handlungsfelder auf: Klimawandel, Versauerung der Ozeane, Abbau der Ozonschicht, atmosphärische Aerosolbelastung, biogeochemische Kreisläufe (Nährstoffkreisläufe von Stickstoff und Phosphor), Süßwasserverbrauch, Abholzungen und Landnutzungsänderungen, Verlust der Artenvielfalt, Einbringung neuartiger Substanzen (z. B. Mikroplastik, Pestizide, Atommüll).

Sechs der neun Grenzen überschritten

Globale Erwärmung, Biosphäre, Entwaldung, Schadstoffe / Plastik, Stickstoffkreisläufe und Süßwasser: Sechs von neun der planetaren Grenzen sind heute überschritten. "Die Erde ist ein Patient, dem es nicht gut geht", so Mit-Autor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). "Wir wissen nicht, wie lange wir entscheidende Grenzen derart überschreiten können, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führen." Für die Neubewertung der planetaren Grenzen wurden aktuelle Studien genutzt. Daneben wurden Entwicklung der Erde für mehrere hundert Jahre in die Zukunft simuliert. Als Vergleichsbasis diente die Zeit zwischen der letzten Eiszeit und dem Beginn der Industriellen Revolution.

Insbesondere der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität gelten als zwei der bedeutendsten Schlüsselfaktoren für die Stabilität unseres Planeten. Doch beide dieser Faktoren werden derzeit stark destabilisiert und der sichere Bereich deutlich überschritten, so die Studie. Beispielsweise indem zu viel Biomasse entnommen, Lebensräume zerstört oder Flächen entwaldet werden. Mitautor Wolfgang Lucht, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am PIK dazu: „Unsere Forschung zeigt, dass in Zukunft beides Hand in Hand gehen muss: die globale Erwärmung begrenzen und eine funktionierende Biosphäre erhalten“.

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Zwar halten Klimaforschende das Erreichen des Zieles, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, nicht mehr für realistisch. Doch auch wenn Belastungsgrenzen überschritten werden, gebe es immer die Möglichkeit, die Lage zu verbessern, so die Studie. Würde man die Waldflächen der Erde beispielsweise wieder großflächig aufforsten und den Zustand des tropischen und borealen Waldes nicht unter 60 % der ursprünglichen Bewaldung sinken lassen, könnte die Erderwärmung deutlich begrenzt werden.

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Quellen:

PIK Pressemitteilung; ScienceAdvances; PIK FAQ

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